Vom Verstehen zum Vermitteln: Lernkurven im Doppelpack
Das erste große Projekt, in dem man als unerfahrener Entwickler arbeitet, kann einen schnell überfordern. Alle anderen hatten einen Plan vom großen Ganzen und Ahnung, was im Backend und Frontend passierte. Und ich? Ich hatte immer noch damit zu tun, den Code der anderen zu verstehen und zu begreifen, wie das alles funktionierte. Zum Glück hatte ich jemanden, der sich oft mit mir hingesetzt hat, den Code erklärte bzw. mir bei Fragen zur Seite stand.
Jetzt, mehr als zehn Jahre später, fühle ich mich seit Langem nicht mehr überfordert von der Masse der Aufgaben und Themen, die bei großen Projekten anfallen.
In meiner neuen hybriden Rolle als Junior Consultant und Entwickler bin ich nun in der Position, das gesamte Projekt zu überblicken, alle Bereiche und Tickets im Blick zu haben und den Junior-Entwicklern eben genau die Unterstützung zu bieten, die ich damals bekommen hatte.
Am Anfang fiel es mir noch etwas schwerer, meiner Kollegin die richtigen Tickets zu geben. Ich machte mir Gedanken, ob Themen, die für mich unkompliziert oder einfach zu lösen waren, sie schnell überfordern könnten. Ich kannte ja schließlich das Gefühl, wenn jemand einem ein Ticket gab und sagte: „Dann mach das mal, morgen bist du ja fertig“ – und ich am Verzweifeln war, wenn es morgen eben nicht fertig war. Solche Situationen wollte ich auf jeden Fall vermeiden.
Da es mein erstes Projekt als Projektmanager war, musste ich natürlich auch noch viel lernen. Was mich als Entwickler oft nervte, machte ich nun selbst. Ich schrieb die ersten Tickets so, dass ich sie verstand und wusste, worum es ging. Aber wenn meine Kollegin das Ticket bekam, hatte sie oft noch mehr Fragen als vorher. Mir wurde schnell bewusst, wie wichtig es ist, gerade auch mit Junior-Entwicklern die Aufgaben gemeinsam durchzugehen und jede Kleinigkeit für die Umsetzung genau zu dokumentieren. Wir verbrachten also viel Zeit damit, gemeinsam die Tickets durchzugehen, uns die Designs anzuschauen und über die Lösung zu diskutieren. Obwohl es mehr Aufwand bedeutete, half es uns beiden sehr. Wir konnten direkt aufkommende Fragen klären, und ich lernte, sie besser einzuschätzen.
So kam es auch manchmal zu Situationen, in denen ich merkte, dass mein Lösungsansatz vielleicht doch zu kompliziert und um zu viele Ecken gedacht war. Manchmal hilft eben ein frischer und unvoreingenommener Blick auf komplizierte Aufgaben.
Ich habe in meinem ersten Projekt versucht, Fehler zu vermeiden, die mich als Junior geärgert hatten. Genauso habe ich versucht, ihr den Einstieg so einfach wie möglich zu gestalten. Ich bin gespannt, welche Sachen mir auffallen werden, wenn ich in ein paar Jahren zurückblicke – und wo ich dann denken werde: „Mh, so kompliziert war das gar nicht – hättest du es gleich so gemacht.“











